Gemeine Becherjungfer

Enallagma cyathigerum


Die Gemeine Becherjungfer ist eine typische Schlanklibelle mit einer Körperlänge von 29 - 36 mm und einer Flügelspannweite von 40 - 45 mm. Die männlichen Imagines haben eine hellblaue Grundfarbe mit jeweils schwarzen Zeichnungen an den Segmentenden des Hinterleibs (Abdomen). Mittig auf der Oberseite des Vorderkörpers (Thorax) befindet sich ein breiterer schwarzer Mittelstreifen, dieser wird - bei den Männchen selten, bei Weibchen häufiger - von einer feinen hellen Mediannaht geteilt, das Merkmal kann aber sehr schwach ausgebildet sein oder ganz fehlen. Der Mittelstreifen wird beidseits von den hellblauen Antehumeralstreifen flankiert, diese sind mindestens so breit wie die dann folgenden schwarzen Humeralstreifen. Auf den darunterliegenden hellblauen Thoraxseiten befinden sich zwei kürzere schwarze Striche, der obere der beiden ist dabei nur sehr rudimentär oder gar nicht ausgebildet, so dass er ohne vergrößernde Betrachtung meist nicht wahrnehmbar ist.

Auf dem zweiten Hinterleibsegment findet sich die namensgebende Zeichnung in Form eines gestielten Bechers - manchmal wird diese Figur auch als pilzförmig beschrieben. Sie ist allerdings recht variabel und kann daher nicht allein zur Bestimmung herangezogen werden. Die Zeichnung der Hinterleibsegmente drei bis fünf ist ähnlich, aber ausgedehnter und reicht an den Segmentseiten herunter. Auf dem sechsten und siebten Segment nimmt die Zeichnung dann fast die ganze Fläche ein. Die achten und neunten Hinterleibsegmente der männlichen Imagines sind wieder ganz blau und bilden damit ein auffallendes "Schlusslicht".

Die Weibchen sind kräftiger gebaut; die schwarze, jeweils zu den vorderen Segmentstößen lanzettartig zugespitzte Zeichnung ist ausgedehnter als bei den Männchen. Vor dem Legebohrer, auf dem achten Hinterleibsegment, befindet sich ein abstehender Dorn. Wie in der Unterfamilie der Ischnurinae nicht ungewöhnlich, treten die Weibchen in verschiedenen Farbvarianten auf.[1] Es gibt androchrome, wie die Männchen gefärbte Weibchen, und grünliche oder hell bräunlich-graue Formen. Von letzteren ist noch nicht geklärt, ob es sich eventuell um die Jugendform der grünen Morphe handelt. Die Häufigkeitsverteilung der verschiedenen Farbmorphen variiert regional stark.

Kurz nach der Umwandlung zur Imago sind die Libellen noch ohne Zeichnung - diese entwickelt sich erst innerhalb der nächsten Stunden. Auch die typische Blaufärbung wird erst während der Ausreifung in den folgenden Tagen gebildet. Diese Färbung ist nicht an Pigmente gebunden, sondern wird durch die Lichtbrechung an einer Suspension mikroskopischer Partikel (Tyndall-Effekt) vor einer schwarzen Pigmentschicht innerhalb der Epidermiszellen gebildet und von außen durch die durchsichtige Kutikula wahrgenommen. Dadurch ist Enallagma cyathigerum zu einem physiologischen Farbwechsel befähigt, bei dem durch Pigmentwanderung in den Epidermiszellen die Körperfarbe bräunlich verdunkelt werden kann. Da dieser Effekt nur bei tiefen Außentemperaturen auftritt, dient er wahrscheinlich dem schnelleren Aufwärmen durch die höhere Absorption der Sonnenstrahlung in der dunklen Farbphase.


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